Chile zu Gast in Haselau Chile zu Gast in Haselau

Wie viele Brote habt ihr? fragte Jesus seine Jünger, die ratlos vor den 5.000 Hungrigen standen und ermutigte sie zum gesegneten Teilen der geringen Brotvorräte. Und alle wurden satt. Diese Mutmachgeschichte aus dem Markus-Evangelium stellten die Weltgebetstagsfrauen in den Mittelpunkt ihres Gottesdienstes.

Wie viele Brote habt Ihr? – diese Frage führt gleich zur Sache: Ihr Christinnen und Christen weltweit – was habt ihr zu bieten? Was tut ihr gegen den Hunger in der Welt? Was und wo sind eure Gaben, eure Fähigkeiten, die ihr teilen und einsetzen könnt dort, wo sie gebraucht werden?

Der Weltgebetstag 2011 kam aus „dem letzten Winkel der Welt“, wie die Chileninnen und Chilenen selbst ihr Land nennen. Die Schriftstellerin Isabel Allende beschreibt ihre Heimat Chile so: „ein spannelanges Land... wo alle Wege enden an dieser Lanze im Süden des Südens von Amerika, viertausenddreihundert Kilometer Berge, Täler, Seen und Meer.“

Dieser schmale, klimatisch sehr gegensätzliche Küstenstreifen wird von rund 16 Mio. Menschen bewohnt, die sich scharf in reich und arm und die verschiedenen Bevölkerungsgruppen aufspalten.

I

m Gefolge des Spaniers Magellan, der 1520 das Land hinter den Anden „entdeckte“, wurde gegen die ursprüngliche, die indigene Bevölkerung um Land und Lebensrechte gekämpft. Und bis heute kämpfen die indigenen Völker Chiles, die ca. 10% der Einwohner ausmachen, um ihre Rechte: die Aymaras ganz im Norden und vor allem die Mapuche im Süden.

In der Weltgebetstagsliturgie wurden wir nicht nur in der Landessprache Spanisch begrüßt, sondern auch mit Worten aus den indigenen Sprachen. Ein Hoffnungszeichen, dass unter Christinnen und Christen die ethnischen Grenzen überwunden werden sollen.

Vom 19. Jhd. an wurden Deutsche – überwiegend evangelisch-lutherischer Konfession – auf dem fruchtbarem Land der Mapuche angesiedelt. Vergessen ist das nicht.

Auch andere dunkle Zeiten und vor allem die schlimmen Jahre der Militärdiktatur unter Pinochet von 1973 bis 1990 sind unvergessen und kommen auch in der Gottesdienstordnung zur Sprache.

Die chilenischen Frauen heute laden ein, die Kolfikte zu überbrücken und in Gemeinschaft mit ihnen und vielen anderen Menschen in der ganzen Welt diesen Gottesdienst zu feiern.

Als die Liturgie schon fertig geschrieben war, erschütterten im Februar 2010 Erdbeben und Flut das Land. Allein dadurch erhielt das Thema eine ganz besondere Brisanz:

Wie viele Brote habt ihr?